Die Zahnfee kommt: Wenn Pferde zahnen
Wenn Babies ihre ersten Zähne bekommen, ist das Geschrei groß. Denn Milchzähne zu bekommen, ist keine angenehme Erfahrung. Und kaum sind wir Menschenkinder in der Grundschule, da fallen uns die schmerzhaft erworbenen Zähne auch schon wieder aus. Dafür bekommen wir aber unsere kräftigeren und auch dauerhaften Zähne. Wie der Zahnwechsel beim Menschen abläuft wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Aber auch Pferde wechseln ihre Zähne. Dies ist mir in letzter Zeit erst wirklich bewusst geworden und hat mich dazu inspiriert, diesen Artikel zu verfassen. In welchem Alter zahnen Pferde? Und wie genau sieht das Gebiss überhaupt aus?
Auch Pferde haben zuerst ein sogenanntes "Milchgebiss" und wechseln auch dann erst zum "Dauergebiss". Grundsätzlich kann man die Zähne von Pferden in drei unterschiedliche Gruppen einteilen:
Die Schneidezähne, oder auch Incisivi, befinden sich wie im menschlichen Gebiss ganz vorne. Sie dienen beim Pferd dazu, das Gras abzurupfen.
Die Hakenzähne, die im Fachterminus Canini genannt werden. Manchmal werden diese Zähne auch als Hengstzahn bezeichnet, da sie nur bei Hengsten richtig ausgebildet sind. Bei Stuten sind sie nur unscheinbar, wenn sie überhaupt ausgebildet sind.
Die Backenzähne, auch als Mahlzähne bezeichnet, werden in zwei Untergruppen unterteilt. Was ihnen aber gemein ist, dass sie dem Pferd mit ihrer rauen Kaufläche helfen, das Futter zu zermahlen. Man unterscheidet zwischen den vorderen Backenzähnen, den Prämolaren, und den hinteren Backenzähnen, den Molaren.
Zwischen den Schneide- und den Backenzähnen befindet sich ein zahnloser Raum (bis auf den Hengstzahn), den man auch Lade nennt. Im Ober- und Unterkiefer haben Pferde jeweils gleich viele Zähne.
Pferde entwickeln kein vollständiges Milchgebiss, sodass nur die Schneidezähne und die Prämolaren im Milchgebiss ausgebildet werden. Sowohl die hinteren Backenzähne, als auch die Hengstzähne kommen später direkt als bleibende Zähne. Noch bis zum 8. Lebensjahr wachsen die Backenzähne. Sie besitzen eine sogenannte Reservekrone und werden lebenslang nachgeschoben. Der Abrieb erfolgt durch die Backenzähne des gegenüberliegenden Kiefers.
Das Milchgebiss
Im Milchgebiss sind die Schneidezähne und die vorderen drei Backenzähne, also die Prämoralen angelegt. In den ersten zwei Lebenswochen brechen die beiden inneren Schneidezähne (Zangen) und die Backenzähne durch oder sind schon bei der Geburt angelegt. In der vierten bis sechsten Woche folgen dann die mittleren Schneidezähne (Mittelzähne). Die äußeren Schneidezähne, die Eckzähne, lassen bis zum sechsten bis neunten Lebensmonat auf sich warten.
Zahnwechsel und das Dauergebiss
Die Molaren, die hinteren Backenzähne wachsen wie oben schon erwähnt direkt als bleibende Zähne. Die ersten der Molaren kommen zwischen dem sechsten und zwölften Monat. Die mittleren Zähne der Backenzähne kommen dann in dem Alter zwischen zwei und zweieinhalb Jahren. Die letzten Molaren brechen dann circa im Alter von dreieinhalb Jahren durch.
Der Zahnwechsel von Milchzähnen zu den zweiten Zähnen erfolgt dann zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren. Den Anfang machen die zwei inneren Schneidezähne und die vordersten Zähne der Prämolaren im Alter von ungefähr zweieinhalb Jahren. Circa mit drei Jahren folgen dann die mittleren Prämolaren und etwa ein halbes Jahr später dann die mittleren Schneidezähne. Mit 4 Jahren wechselt dann der letzte der vorderen Backenzähne. Wiederum ein halbes Jahr später vollziehen die Eckzähne endgültig den Wechsel. Zwischen vier und fünf Jahren wächst dann der Hengstzahn, zumindest wenn er angelegt ist.
Auf diesem Bild sieht man das bleibende Gebiss eines achtjährigen Pferdes:
Auch für Pferde ist das Wachsen und Wechseln von Zähnen mitunter sehr unangenehm. Es kann also durchaus vorkommen, dass das Pferd dann müde und abgeschlagen ist. Weiche (Mesh oder eingeweichte Heucobs) und klein geschnittene Kost ist bei einem empfindlichen, vom Zahnwechsel geplagten Gebiss dann sehr erfreulich für das Pferd. Es kann auch passieren, dass die Milchzähne wie kleine Kappen auf den nachfolgenden Zähnen sitzen bleiben, sogenannte "reitende Milchzähne", die dann das Pferd beim Kauen stören. Man kann sie vorsichtig mit einer Zahnzange entfernen, muss aber unbedingt darauf achten, den Folgezahn nicht zu beschädigen! Im Zweifelsfall sollte man lieber den Zahnarzt konsultieren.
Habt ihr, liebe Leser, schon Erfahrungen mit zahnenden Pferden? Welche Probleme sind euch begegnet oder verlief der Zahnwechseln reibungslos? Lasst doch gerne einen Kommentar da und berichtet. :)