Wenn der "Schuh" mal wieder drückt - Hufrehe
Da mein Reitbeteiligungspferd seit einiger Zeit Probleme mit den Hufen hat, habe ich die letzten Tage sehr viel recherchiert und mir ist bewusst geworden, dass es eine Vielzahl von Huferkrankungen gibt, die alle gar nicht so leicht zu unterscheiden, geschweige denn zu diagnostizieren sind. Damit du einmal einen Überblick über mögliche Erkrankungen der Pferdehufe erhältst, werde ich nun erneut eine kleine Reihe starten und jeden Dienstag über die Symptome, den Verlauf und eine mögliche Behandlung schreiben.
Aber beachte bitte, dass ich weder ein Hufschmied, noch ein Tierarzt bin und diese Krankheiten nur theoretisch schildere, das sollen keine Diagnosen oder Ähnliches sein, lediglich Informationen über die verschiedenen Huferkrankungen. Sollte dein Pferd betroffen sein, verständige unbedingt deinen Tierarzt.
Hufrehe
Die erste Huferkrankung mit der wir uns beschäftigen werden ist die Hufrehe, die bei jedem Pferdehalter erst einmal die Alarmglocken läuten lässt.
Definition
Die Hufrehe, oder in der Fachsprache Laminits, ist simpel gesagt eine Entzündung der Huflederhaut.
Auf der Abbildung ist die Lederhaut gut in rot erkennbar, sie verbindet die äußete Hufkapsel mit dem Hufbein. Entzündet sich die Huflederhaut bedeutet das Schmerz für das Pferd, als Folge geht dieses lahm.
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Durch eine erhöhte Überlastung dieses Gewebes reagiert der Pferdhuf mit einer Entzündung als Reparaturversuch. Die Entzündung soll den Stoffwechsel in diesem Bereich ankurbeln, damit sich das betroffene Gewebe erholen kann.
Des Weiteren entsteht eine Durchblutungsstörung der Lederhaut durch den Austritt von Gewebsflüssigkeit, dadurch wird die verbindende Funktion der Lederhaut zwischen Hufkapsel und Hufbein geschädigt. Zusätzlich liegt meist eine Blutgerrinungsstörung vor. Betroffene Pferde weisen oft deutlich weniger Gerinnungszellen im Blut auf, als gesunde Pferde.
Symptome
Typisch für eine Entzündung tritt auch bei der Hufrehe Wärme im entsprechendem Bereich auf, sowie ein Klopfen der Blutadern. Das alleine sind allerdings allgemeine Symptome für Entzündungen (bei jedem Lebewesen).
Hufrehe wird vor allem anhand des Ganges des Pferdes festgestellt. Rehepferde laufen sehr fühlig, klamm und ihr gesamter Bewegungsablauf wirkt schmerzhaft und unfreiwillig. Zu beobachten ist, dass das Laufen auf hartem Boden deutlich schwerer fällt, als auf Weichem. Wendungen sind kaum möglich.
Es kann auch möglich sein, dass einige Pferde Fieber, Bluthochdruck oder Kreislaufprobleme bekommen.
Ursachen
Um die Ursachen für Rehe zu klären, sollte vorab erwähnt werden, dass es unterschiedliche Arten von Hufrehe gibt, denen unterschiedliche Ursachen zu Grunde liegen.
Belastungsrehe - Belastungsrehe wird vor allem durch zu langes Laufen auf zu hartem Boden hervorgerufen. Es ist allerdings auch möglich, dass ein Huf zu stark belastet wurde (z.B. weil ein anderes Bein ruhiggestellt wurde).
Futterrehe - Futterrehe ist die weitverbreiteste Reheart und das Resultat einer zu kohlenhydratischen Ernährung des Pferdes. Es kommt zu einer Stoffwechselstörung. Hierbei findet ein Teufelskreis im Inneren des Pferde statt. Durch die vielen Kohlenhydrate vermehren sich die Bakterien, die Kohlenhydrate spalten rasant. Dies geschieht im Dickdarm, also während der Verdauung des Futters. Daraus folgt eine vermehrte Freisetzung von Milchsäure, diese führt zu einem Absterben der rohfaserverdauenden Bakterien. Zusätzlich werden Giftstoffe freigesetzt und der gesamte Organismus des Pferdes unterliegt einer Übersäuerung.
Vergiftungsrehe - Bei der Vergiftungsrehe spielt sich im Körper des Pferdes etwas Ähnliches ab, wie bei der Futterrehe. Diese kann durch giftige Planzen, aber auch z.B. durch Impfungen oder Wurmkuren hervorgerufen werden, wenn das Pferd von Parasiten befallen war.
Geburtsrehe - Bleibt ein kleiner Teil der Nachgeburt in der Gebärmutter zurück, kann es auch bei der Stute zu einer sogenannten Geburtsrehe kommen. Die Folge ist eine bakterielle Zersetzung und die Aufnahme von Giftstoffen in die Blutbahn.
Eine Hufrehe kann aber auch als Begleiterscheinung anderer Krankheiten hervorgerufen werden.
Behandlung
In jedem Fall sollte schnellstmöglich ein Tierarzt gerufen werden.
Um sofort reagieren zu können, sollte der betroffene Huf durchgehend mit kaltem Wasser gekühlt werden. Oft sieht man Bilder auf denen das Pferd mit dem gesamtem Huf in einem Eimer Wasser steht.
Das Futter sollte vorübergehend auf das Heu reduziert werden und dieses anschließend durch Stroh zu ersetzen.
Der Tierarzt behandelt erst einmal die Schmerzen, dazu werden unterschiedliche Schmerzhemmende Medikamente verabreicht. Auch entgiftende, sowie homöopathische Mittel werden oft verabreicht.
Mit Hilfe eines Rehegibs soll die Last von dem schmerzenden Bereich genommen werden. Das Gewicht wird dabei auf den Trachtenbereich verlagert, so soll die Drehung des Hufbeins verhindert werden.
Alternativ besteht auch die Möglichkeit eine Blutegeltherapie oder ein Aderlass durchzuführen. Diese Therapiemöglichkeiten haben allerdings keine medizinisch bestätigte Wirkung.
Es gibt etliche weitere Therapiemöglichkeiten durch den Hufschmied, den Hufpfleger etc. Wenn ihr hierüber auch noch mehr erfahren möchtet, schreibt es doch bitte in die Kommentare, dann werde ich dazu einen extra Beitrag verfassen! :)
Heilung
Der Heilungsprozess ist immer von dem Grad der Schwere der Hufrehe, so wie von weiteren Faktoren, wie z.B. dem Pferdealter abhängig.
Am Huf ist eine weiße Linie erkennbar. Wird dieser nach der Zeit immer schmaler ist dies ein Zeichen für eine Heilung, da das Hufbein wieder an seine ursprüngliche Position zurückwächs. Die weiße Linie ist eine Bildung von Lamellen.
Auch die Hufbeinrotation bestimmt ob das Rehepferd noch reitbar ist oder nicht.
Vorbeugende Maßnahmen
Hufrehe zu verhindern ist niemals zu 100% möglich. Du solltest dennoch darauf achten, dass dein Pferd artgerecht gehalten wird, viel Bewegung und möglichst wenig Stress hat. Zusätzlich sollte die Weide regelmäßig auf Giftpflanzen und Pilze abgesucht werden.
Achte außerdem auf die Ernährung deines Pferdes und vermeide unbedingt Übergewicht. Die Gangarten Trab und Galopp sollten ebenfalls nicht auf hartem Boden geritten werden.
Zeigt dein Pferd Symptome der Rehe oder du vermutest, dass dein Pferd an Hufrehe erkrankt sein könnte, solltest du zu aller Erst den Tierarzt rufen und den entsprechenden Huf mit kaltem Wasser kühlen.
Wie bereits erwähnt bin ich kein Tierarzt, deshalb ist dieser Beitrag rein theoretisch und objektiv verfasst, da ich selbst noch keine Erfahrung mit einem Rehepferd gesammelt hat.
Wie sieht das bei dir aus? Hast du Erfahrung mit Rehe und vielleicht Tipps? Oder möchtest einmal schildern wie dein Pferd damit zurecht kommt? Oder hast du einfach eine Frage zu dem Thema? Lass uns gerne einen Kommentar da!