Mythos - Gewichtsträger
Anknüpfend zum Thema vom Wochenende, widmen wir uns heute einem weiteren krititschen Thema im Reitsport - den Gewichtsträgern.
Oft liest man in Verkaufsanzeigen das Merkmal "Gewichtsträger" oder sogar in Reitbeteiligungsgesuchen. Gibt es denn überhaupt Gewichtsträger unter den Pferden? Wenn ja, welche Rassen sind denn Gewichtsträger?
Bei dem Begriff Gewichtsträger denkt man in erster Linie an schwer gebaute Pferde, wie zum Beispiel Kaltblüter. Es gibt sogar eine angebliche Rechnung, die uns Reitern zeigen soll, ob wir zu schwer für unser Pferd sind. Man sagt der Reiter darf 15% des Gewichtes seines Pferdes wiegen. Am Beispiel: laut www.pferdewaage24.de wiegt das leichteste, von ihnen gewogene, Deutsche Reitpony 354kg und das Schwerste 455kg. Für unsere Rechnung treffen wir uns in der Mitte. Unser deutsches Reitpony wiegt 400kg. 15% von 400kg sind 60kg. Der Reiter dieses Ponies darf also höchstens 60kg wiegen. Das wirkt vorerst realistisch. Der schwerste gewogene Westfale bei www.pferdewaage24.de wiegt 739kg..das würde ein Reitergewicht von 110,85kg bedeuten.
Aus dieser Berechnung könnte man nun denken, dass ein dickes Pferd schwerere Reiter tragen darf und das vor allem große Pferde, die natürlich automatisch ein höheres Gewicht haben, als kleinere Pferde, ebenfalls von schwereren Reitern geritten werden dürfen.
Zu berücksichtige ist hierbei also zusätzlich noch das Kaliber des Pferdes. Unter Kaliber verstehen wir das Verhältnis vom Körpergewicht des Pferde zu dessen Widerristhöhe. Wenn überhaupt können Gewichtsträger also nur großkalibrige Pferde sein. Deshalb würde auch niemand auf die Idee kommen einen zierlichen Araber als Gewichtsträger zu bezeichnen.
Ein großkalibriges Pferd ist anatomisch also scheinbar so gebaut, dass es mühelos einen gewichtigen Menschen auf lange Strecke tragen kann.
Wenn wir 15% unseres Eigengewichtes tragen müssten, wäre das also bei einer 60kg schweren Person 9kg. Scheint im ersten Moment machbar, wenn man es in beiden Händen tragen kann. Stell dir einmal vor, du müsstest 15% deines Eigengewichtes auf dem Rücken tragen, bzw. bei unserer Körperhaltung auf den Schultern. Nach einiger Zeit würdest du ganz schöne Schmerzen in den Schultern bekommen, dann rutschen die 9kg vielleicht noch hin und her, verteilen ihr Gewicht nicht richtig oder hoppeln auf deinen Schultern herum. Egal wie "großkalibrig" du als Mensch bist, zwischen deinen Schultern und dem Gewicht ist ein bisschen Haut und dann kommen die Knochen.
Oberhalb der Wirbelsäule befinden sich kaum Muskeln, die das Reitergewicht abfedern können.
Und so ist es bei unseren Pferden auch, auch großkalibrige Pferde haben kein Fettpolster am Rücken, auch dort sitzt der Reiter quasi auf der Wirbelsäule (wieso es nicht richtig ist ständig ohne Sattel zu reiten, kannst du hier lesen!). Zwar kann man durch richtiges Training Muskeln an dieser Stelle aufbauen und durch einen guten reiterlichen Sitz auch den Rücken schonen, dennoch ist es auf Dauer nicht vorteilhaft, wenn ein Pferd so viel Gewicht auf seinem Rücken zu tragen hat.
Es sollte uns beim Reiten in erster Linie immer um die Gesundheit unseres Pferdes gehen, und wir sollten unserem Pferd nicht durch Übergewicht Rückenprobleme bescheren. Wie unsere Vivi bereits im vorherigen Beitrag erwähnt hat, wir wollen lange etwas von unseren Tieren haben und nicht, dass sie mit 18 Jahren nicht mehr anständig laufen können, weil wir ihnen geschadet haben.
Wir müssen uns also immer im klaren darüber sein, welches Pferd tatsächlich etwas mehr Gewicht tragen kann und vor allem sollten wir unser Training so gestalten, dass wir es dem Pferd erleichtern uns zu tragen und es nicht als Selbstverständlichkeit sehen.
Wie stehst du zu diesem Thema? Lass uns gerne einen Kommentar da!